Bedrohung nimmt zu: Gifte in der landwirtschaft wieder auf dem Vormarsch

Obgleich seit Jahren versucht wird, der kritischen Zivilgesellschaft mit Versprechen zur drastischen Reduktion des Einsatzes von Pestiziden den Wind aus den Segeln zu nehmen: Die Wirklichkeit auf den agrarindustiell bewirtschafteten Äckern spricht eine andere Sprache, wie dem Jahresbericht des BVL 2021 zu entnehmen ist. 

Im Jahr 2021 stieg der Einsatz von Giften in der Landwirtschaft um fast 14 %.  Vor allem der Absatz von Herbiziden ist im Vergleich zu 2019 stark gestiegen, darunter Glyphosat (+33,9%), Pendimethalin (+20,9%), Prosulfocarb (+46,5%),
s-Metolachlor (+8,3%) und Terbuthylazin (+9,1%). Das ist besonders besorgniserregend, da diese fünf Stoffe als leicht flüchtig gelten und in der Studie zur Pestizidbelastung der Luft am häufigsten und weit entfernt von ihrem Ausbringungsort gefunden wurden. Sie landen also nicht nur da, wo sie ausgebracht werden, sondern verbreiten sich über die Luft bis in Städte, Naturschutzgebiete und sogar auf Bio-Äcker, wo sie Ernten kontaminieren und im schlimmsten Fall unverkäuflich machen. Werden sie nun wieder vermehrt eingesetzt hat dies erhebliche negative Konsequenzen für Umwelt, Artenvielfalt, Gesundheit und Bio-Landwirtschaft.

Wie Bio die Welt ernähren kann

Europa erlebt derzeit den größten bewaffneten Konflikt seit dem Zweiten Weltkrieg. Neben der humanitären Katastrophe und den Sorgen um unsere Energieversorgung sind damit die Themen Lebensmittelpreise und Ernährungssicherheit auf erschreckende Weise in den Fokus gerückt. Vor allem die Vertreter*innen einer rückwärtsgewandten Agrarpolitik sowie Lobbyisten der Pestizid-Industrie wittern Morgenluft – reflexhaft fordern sie jetzt das Aussetzen der Maßnahmen hin zu einer nachhaltigeren Form der Landbewirtschaftung.

Die Ziele der europäischen Farm-to-Fork-Strategie jedoch zu verwässern oder deren Umsetzung auf die lange Bank zu schieben ist der falsche Weg. Zahlreiche wissenschaftliche Studien, Sachverständigen-Gutachten und Äußerungen europäischer Institutionen belegen mittlerweile, dass die nachhaltige, langfristige Ernährungssouveränität und -sicherheit nur mit einer Ökologisierung des Agrarmodells möglich ist. 

Stadtwerke zu echten Ökostromversorgern machen? Vorfahrt für den Fahrradverkehr? Ländliche Räume mit ÖPNV erschließen?

Die Klimawende von unten rockt - viel ist möglich. Angesichts der dringenden Notwendigkeit, die nachhaltige Versorgung mit Elektrizität, Wärme, Mobilität u.v.m. sicherzustellen, sollten wir jetzt zeigen, dass "Unten" bereit ist für die anstehenden Wenden. Und das wir auf eine ökosoziale Gestaltung drängen.

Das Umweltinstitut München, das BürgerBegehren Klimaschutz und Mehr Demokratie haben verschiedene Positivbeispiele zusammengetragen und vermittelt in Vorträgen und dem Handbuch Klimawende wichtige Informationen zum Start von Kampagnen hin zu einer enkeltauglichen Gesellschaft. Auf der Projektkarte können Sie sehen, was wo bereits geht.

Pestizidbelastung der Luft - neue Studie im Hier und Jetzt beleuchtet lokale Giftausbringungen

In der Zeit zwischen Weihnachten und neuem Jahr stellen sich viele Menschen zentrale Fragen zum Wie geht es weiter?

Wir machten uns ebenfalls Gedanken: Wie können wir unsere Region der weiteren Vergiftung und Übernutzung entziehen? Wie können wir sinnstiftende Arbeit und Quellen gesunder Lebensmittel vor Ort etablieren? 

Die Broschüre Licht und Schatten, die die Bewohnenden von Lübstorf, Hundorf, Seehof und Wickendorf zur Jahreswende 2020/21 in den Händen hielten, ist ein erneuter Versuch, die Zusammenhänge des Status Quo zu beleuchten und Handlungsoptionen aufzuzeigen. 

... die auch im Winter einen Ausflug wert sind. Hier geht's zur Karte!

Bahnbrechendes Hauptgutachten des Wissenschaftlichen Beirates der Bundesregierung: Landwende im Anthropozän - Von der Konkurrenz zur Integration

In diesem umfangreichen Dokument stellt der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung (WBGU) heraus, dass Konkurrenzen zwischen Landnutzungsansprüchen zu überwinden sind, statt die Interessen verschiedener Shareholder gegeneinander auszuspielen. Hierfür werden exemplarisch sogenannte Mehrgewinnstrategien vorgeschlagen. Zum Beispiel sollen Landwirtschaftssysteme diversifiziert werden, um den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen zu genügen. Explizit fordert das Gutachten, "... die bislang weitgehend monofunktional auf Produktion ausgerichteten Landwirtschaftssysteme in Richtung ökologisch intensiver multifunktionaler Systeme wie z.B. Agroforstwirtschaft zu transformieren und dabei Menschen, agrarökologische Praktiken und die Erbringung von Ökosystemleistungen ins Zentrum zu stellen."

Was noch fehlt, ist die zeitnahe Umsetzung dieser lohnenswerten Ziele.

MV tut was, in MV geht was. Informieren Sie sich hier über ein in den Startlöchern befindliches Netzwerk. Infos, Links und Beachtliches zu Erderhitzung, ökosozialem Umbau und Zukunft.

In einem fulminanten Essay gesprochen im Deutschlandfunk analysiert Benedikt Schulz das Verhältnis des Menschen als Individuum und als Gesellschaft zur Zeit. Hierzu bringt er die Romane über den Wüstenplanet von Frank Herbert in Verbindung mit den Herausforderungen des menschengemachten Klimawandels: Können Menschen heute überblicken, was passiert, können sie es überhaupt begreifen? DLF 01.11.2020 


Ein Buch aus dem Leben - ein Buch vom Einsatz für eine bessere Welt: Ronan Winter wagt mit seiner per Crowdfunding finanzierten Debüterscheinung einiges an Realismus. Den jungen Leser*innen offenbaren sich im Buch viele Kontroversen, viele Fragen, auf die Antworten erst gefunden werden müssen - sowohl für jede Person, als auch für die gesamte Gesellschaft, die sich in Richtung langfristig lebenswert entwickeln möchte. Eine sehr gelungene Rezession gibt es hier.

Das Buch ist wunderbar illustriert und spannend geschrieben. Aktivist*innen werden die eine oder andere Episode schon erlebt haben, allen anderen bietet das Buch einen Einblick in die Welt derer, die sich für eine enkeltaugliche Zukunft einsetzen - und mitunter Kopf und Kragen riskieren.

Das Buch ist u.a. kostenlos als pdf und epub verfügbar. Bitte wertschätzen Sie die unschätzbare Arbeit des Autors durch eine Spende.